Von der Idee zur Figur

Material

Material

Ton

Am liebsten arbeiten wir mit weißer stark schamottierter Steinzeugmasse (40% Schamotteanteil, mit bis zu 0,5 mm großer Körnung). Nur für ganz kleine Figuren nehmen wir die 25% fein schamottierte Masse. Dieser Steinzeugton sintert bei der Temperatur, mit der wir brennen, zu einem dichten nichtporösen Scherben.

Glasuren

Künstlerspeisekammer

„Künstlerspeisekammer“ - ein Vorrat von über 100 Glasuren


Die Glasuren stellt mein Mann in mühsamer Handarbeit her. Seit 1990 experimentiert er mit verschiedenen Materialien: hauptsächlich mit Granitpflastersteinen, Holzaschen, Erden und Tonen. Im Lauf der Jahre kristallisierten sich, allein durch empirisches Arbeiten, drei Grundglasuren heraus.

Die Glasuren sind wunderbar geeignet für meine Plastiken, da ihnen der Glanz und die Gleichmäßigkeit der industriell hergestellten Glasuren fehlen. Die Glasuren sind gepünkelt oder gefleckt und haben Schlieren und Streifen. Sie übertünchen nicht die Form und ermöglichen mir die selten angewandte Glasurmalerei.

- Pflastersteinglasuren -

Die von uns meist angewandte Glasur ist die Pflastersteinglasur. Dafür werden die Pflastersteine zuerst in unserem Zimmerofen kalziniert, im kalten Wasser abgeschreckt und schließlich auf einer Marmorplatte mit einem Vorschlaghammer vermalen und dann gesiebt.

- Ascheglasuren -

Seit kurzem verwende ich sehr gerne Ascheglasuren. Mein Mann hat vier verschiedenfarbige Glasuren gemischt. Sie gefallen mir besonders, da ihre Farbtöne vom hellen cremeweiß bis zum hellen braun nuancieren. Die Glasuren beinhalten die gleiche Menge an Rohstoffen, nur die Sorte der veraschten Hölzer unterscheidet sich. Bild von Ascheglasuren

Schon beim Einheizen des Küchenherdes achten wir darauf, dass das Brennholz getrennt nach Sorte verbrannt wird. Es ist interessant, dass die Aschen unterschiedlich aussehen. Sie beeinflussen aber nicht nur den Farbton der Glasur, sondern vielmehr auch deren Schmelzpunkt. Zum Beispiel schmolz die Asche des Ulmenholzes alleine ohne weitere Zutaten bei 1250 Grad zu einer brauchbaren Glasur. Dagegen waren andere bei dieser Temperatur unausgeschmolzen.

Die Experimente meines Mannes gingen so weit, dass wir für eine Hand voll Asche zwei Jahre lang Orangenschalen sammelten. Im Moment werden die Nussschalen unserer überreichen Walnussernte aufgehoben.

Die Asche wird in einer Wanne im Wasser geschlämmt, damit Verunreinigungen der Asche entfernt werden und sich die wasserlöslichen Stoffe, wie in der Literatur beschrieben ist, lösen können. Nach ein paar Tagen werden Holzrückstände die nach oben geschwommen sind abgefischt und das Wasser wieder abgeschöpft. Das Trocknen dauert einige Wochen. Oft hilft mein Mann nach, indem er den Aschebrei abfüllt und auf der Heizung trocknet.

Dabei lernten wir, dass der Ascheschlamm sehr aggressiv zu den Händen ist. Das abgeschöpfte Wasser ist eine Lauge aus der man früher die Pottasche hergestellt hat.

- Lehmglasuren -

Ziegelton, weißes Tonpulver, Lehm, Löss, Ocker und Schiefererde erweitern unsere Glasurenrezepte. Wir finden sie bei unseren Wanderungen und an verschiedenen Urlaubsorten. Es sind auch Mitbringsel von unseren Freunden und Bekannten. Von einer Brunnenausgrabung bekamen wir einmal einen Eimer voll Schlamm, der für uns wertvolles Material ist.

Glasurproben

1. Ungebrannte Glasurproben im Ofen - 2. fertige Glasurproben
3. Beschriftungen auf den Rückseiten - 4. Proben aus den Versuchsreihen

- Färbemittel -

Sie sind ein unerschöpfliches Feld zum Verändern unseren Grundglasuren. Mein Mann experimentierte zum Beispiel mit Spänen von der Kupferverarbeitung, Rost aus dem Heizungskessel oder Lavastaub aus Sizilien. Mit den Farbkörpern und Oxyden aus dem Handel, wie Zinn, Zink, Chrom, Kobalt usw. stieg die Farbpalette unserer Glasuren enorm. Über hundert Marmeladegläser mit unterschiedlichsten Glasuren stehen im Regal.

Da die Zutaten unserer Glasurrezepte nicht exakte Gewichte haben und die Rohstoffe nur mit Raummaß gemessen werden sind sie selbst für meinen Mann nicht wiederholbar. Jede Glasur ist einmalig. Wenn eine Glasur einmal nicht gelingt, Nadelstiche hat oder nicht schmilzt, verändert sie mein Mann beim nächsten oder übernächsten Versuch so, dass sie uns gefällt. Ein wenig Zinn und sie wird matter, ein wenig mehr Asche und sie schmilzt. Durch Irrtum und Versuch ist mein Mann zu seinem Können gekommen.

Werkzeug

Jahrelang arbeite ich schon auf meinen beiden Holzdrehscheiben, die mein Mann aus zwei alten Kinderwagenrädern bastelte. Die gekaufte Handdrehscheibe ist für mich viel zu schnell. Beim Aufbau der Plastik benötige ich eigentlich nur meine Hände. Erst beim Ausarbeiten verwende ich die ganze Palette an Modellierhölzern, die man im Handel findet und Altes aus der Küche wie z.B. Kochlöffel, Messer, Gabel und so weiter. Zum Schneiden nutze ich die Skalpelle Nr. 11 aus der Apotheke. Eine chinesische Spachtel aus Horn, ein wunderschönes Geschenk, ist zurzeit mein liebstes Arbeitsgerät. Mein Mann arbeitet gern mit dem hölzernen Töpferdaumen und den gezähnten biegsamen Stahlnieren, die bei ihm schon nach kurzer Zeit ihre Zähne verlieren.