Von der Idee zur Figur

Arbeitsweise

Arbeitsweise

Aufbau der Figur

Ich baue die Figur, wie ein Gefäß, gleich von Anfang an hohl auf. Mein Mann schneidet den Tonhubel in 1½ cm dicke Platten, die ich, je nach Bedarf, in verschiedenbreite Streifen schneide. Mit der Aufbautechnik setzte ich die Streifen aufeinander und arbeite nach oben die grobe Form heraus. Bis der Ton etwas fest wird, stütze ich die Plastik innen mit geknülltem Papier ab. Da ich für den kreativen Teil am liebsten in der Küche arbeite, steht mir das ganze Küchentopfarsenal zum Abstützen zur Verfügung.

Modellierarbeit

Nachdem die Plastik skizzenhaft aufgebaut ist, modelliere ich die Feinheiten heraus. Dabei nehme ich mehr Ton weg, als ich hinzufüge.

Da sich dieser Abschnitt der Arbeit oft über Tage hinauszieht, decke ich die Plastik über Nacht gut mit Folien ab. Wasser verwende ich meist nicht, weder beim Arbeiten noch zum Feuchthalten.

Glätten und Verfestigen

Wenn die Figur fast fertig ist, bekommt sie mein Mann in die Hand. Er nimmt mir die langweilige Arbeit ab und glättet die Teile mit Modellierhölzern und dem hölzernen Modellierdaumen. Je nach Figur stört mich manchmal die raue Struktur, die durch die großen Schamottkörner entsteht. Es ist vor allem wichtig, dass das Werkstück innen gut verarbeitet und der Rand egalisiert wird. Schlitze, Löcher oder Luftblasen müssen ausgebessert werden. Ich verdanke es meinem Mann, dass die Plastik durch diese mühsame Arbeit später den Brand übersteht.

Nach diesem Prozess übernehme ich die Schlussarbeit. Ich verändere noch etwas bis ich damit zufrieden bin, und das Werk zum Trocknen aufgestellt werden kann.

Glasieren

Wenn die Figur staubtrocken ist, beginne ich mit der Glasurmalerei. Für mich ist dies fast die schwierigste Arbeit. Das Werkstück ist ungebrannt enorm bruchgefährdet und das Auftragen der Glasur mit dem Pinsel ist nicht einfach. Der Aufstrich muss je nach Glasur öfters wiederholt werden. Da die Glasuren erst nach dem Brand ihre Farben zeigen und im Rohzustand alle ähnlich sind, ist es wie ein Blindmalen. Ich kann mich nicht zurücklehnen und die Wirkung und das Zusammenspiel der Farben überprüfen.

Brennen

Den Brand übernimmt wiederum mein Mann. Da wir die Glasuren auf ungebrannten Ton auftragen, fällt der Schurbrand weg. Dafür wird jedes Mal vor dem Hochbrand ein Trockenbrand gemacht. Mein Mann programmiert den Elektroofen so, dass er 30 Grad in der Stunde auf 150 Grad hoch und erst dann 180 Grad pro Stunde bis 400 Grad heizt. Ab dann läuft der Elektroofen voll bis 1250 Grad und einer Haltezeit von 20 Minuten. Bei 600 Grad schließt mein Mann das Schauloch.

Bis der Ofen geöffnet werden darf, heißt es warten. Es dauert stundenlang bis der Brennofen abkühlt. Von der Idee bis zur Figur ist es ein langer Weg. Man stellt sich die bange Frage, ob es sich gelohnt hat. Der Brand hat seine Eigendynamik, und sogar dem Ton sagt man nach, er habe ein Gedächtnis und springe bei Veränderungen beim Modellieren zu seiner ersten Form zurück.

Das Öffnen des Ofens ist wie Weihnachten. Wie mit den Geschenken, die man bekommt, ist man entweder hocherfreut oder enttäuscht.